Künstliche Intelligenz (KI) ist aus dem SEO Copywriting nicht wegzudenken. KI generierte Texte ungeprüft zu übernehmen ist jedoch nicht empfehlenswert. Es gibt rechtliche Risiken und das Ranking leidet. Optimal ist die Kombination KI als Tool plus menschliche Expertise.
Kunden fragen oft: „Nutzen Sie KI für Ihre SEO Texte?“ In der verständlichen Hoffnung, Zeit und damit Geld einzusparen. Ja, natürlich! Ich nutze KI als Ideenquelle, zur Inspiration, Themensuche und Keyword-Recherche, für Tabellen, die Gliederung oder den ersten Entwurf eines Texts. Gelegentlich lasse ich mir auch eine Headline oder Formulierung vorschlagen. Übernehme ich das, was ChatGPT, Copilot, Gemini, Neuroflash und andere KI-Plattformen mir liefern, eins zu eins in die SEO Texte? Nein, natürlich nicht. Und dafür gibt es gute Gründe.
KI-Nutzung kann Urheberrecht verletzen
Rein KI-generierte Erzeugnisse sind zwar keine „persönlichen geistigen Schöpfungen“ (§ 2 Abs. 2 UrhG) eines Menschen und damit gemeinfrei, das heißt sie unterliegen nicht dem Urheberrecht. Dennoch besteht das Risiko, bei der Nutzung von KI-generierten Inhalten Urheberrechte zu verletzen. Sie können nämlich Bestandteile enthalten, die urheberrechtlich geschützt sind. Diese so genannten „vorbestehenden Werke“ dürfen ohne Erlaubnis des Rechtsinhabers nicht veröffentlicht werden. In einer Pressemitteilung des BMJ vom März 2024 heißt es dazu: „Gegen eine unrechtmäßige Verwendung können die Rechtsinhaber Unterlassungs- und Schadensersatzansprüche geltend machen.“ Wer KI-Erzeugnisse einfach so übernimmt, bewegt sich also urheberrechtlich gesehen in einer potenziellen Gefahrenzone – zumeist ohne jede Möglichkeit der Überprüfung.
Website-Betreiber haften für den Content
Texte aus der künstlichen Feder bergen noch weitere rechtliche Risiken. Diese betreffen vor allem Formulierungen in einem sensiblen Umfeld wie beispielsweise in Stellenausschreibungen oder Verbraucherverträgen. Wer hier blind der KI vertraut, läuft Gefahr, zum Beispiel gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz oder den Verbraucherschutz zu verstoßen und kann haftbar gemacht werden. Dies gilt besonders für KI-Systeme, beispielsweise Chatbots. Aber auch in SEO Texten, die Produkte oder Dienstleistungen behandeln, heißt es vorsichtig zu sein. Meine Devise ist: Immer gründlich recherchieren, KI-Resultate prüfen und penibel (um-)formulieren, auch wenn es länger dauert. Denn das sollte jeder Auftraggeber und jede Auftraggeberin wissen: Als Betreiber der Website oder Plattform, auf der der betreffende Text veröffentlicht wurde, haften sie – nicht der Copywriter.
Wie bewertet Google KI-Content?
Für Google ist es auch im Jahr 2024 der Helpful Content, der Chancen auf das beste Ranking hat. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um KI-generierten oder menschengemachten Inhalt handelt. Experten bezweifeln ohnehin, dass Google oder andere Suchmaschinen über die technischen Möglichkeiten verfügen, das eine vom anderen zu unterscheiden. Wichtig ist vielmehr, dass die Inhalte Googles Maßstäben von Glaubwürdigkeit, Qualität, persönlicher Expertise und User-Experience entsprechen. Es liegt verständlicherweise nicht im Interesse einer Suchmaschine, vielfach reproduzierten, kopierten, inhaltlich möglicherweise falschen und somit wertlosen Content auszuspielen. Die Empfehlung lautet daher ganz klar: Nutze KI als Tool oder Inspirationsquelle. Erstelle Deinen eigenen, originellen und einzigartigen Inhalt, der durch Deine persönliche, menschliche Erfahrung gefiltert, auf Richtigkeit überprüft, mit Deinem individuellen Expertenwissen angereichert und so für Deine Mitmenschen nützlich ist. Wenn Google zudem das gesamte Umfeld Deiner Domain, die Site Authority, positiv bewertet, darfst Du nach wie vor auf ein gutes Ranking für Deine Website hoffen.
KI und Dublicate Content: Vorsicht geboten
KI kann bei der Content-Erstellung genutzt werden, um internen Dublicate Content zu vermeiden. Mit ihr lässt sich schnell überprüfen, ob Inhalte doppelt oder mehrfach in Texten vorkommen – eine nützliche Funktion. Weniger vorteilhaft: Wer von der KI erzeugte Inhalte eins-zu-eins auf seine Homepage übernimmt, erzeugt möglicherweise externen Dublicate Content. Auch andere KI-Nutzer könnten nämlich bei gleichen Prompts gleiche Ergebnisse erhalten und diese für ihre Website verwenden.
Aus rechtlicher Sicht spricht nichts dagegen: Rein KI-generierte Inhalte sind gemeinfrei. Es ist demnach keine Urheberrechtsverletzung, sie – direkt aus der KI-Plattform oder von anderen Websites – zu kopieren und online zu veröffentlichen, sofern keine geschützten „vorbestehenden Werke“ darin enthalten sind (s.o). Google allerdings wertet Dublicate Content bekanntlich negativ. Das kann dem Ranking der Site schaden und ist ein weiterer Grund dafür, KI-Texte niemals unverändert in die eigene Homepage einzubauen.
Der Prompt bestimmt das Resultat
Dass es entscheidend auf die Qualität des Prompts ankommt, um gute KI-Ergebnisse zu erhalten, ist mittlerweile ein Allgemeinplatz und Leitlinie für alle, die täglich mit KI arbeiten. Je detaillierter, fakten- und kenntnisreicher die Eingabe an die KI formuliert ist, desto relevanter sind die Antworten. Je weniger ich als Autor jedoch über ein Thema weiß, desto allgemeiner fallen meine Prompts aus. Entsprechend dürftig sind häufig die KI-Resultate. Und da mir in diesem Fall die Expertise fehlt, kann ich die faktische Richtigkeit dann auch nicht oder nur unzureichend überprüfen. Hinzu kommt, dass meiner Erfahrung nach ChatGPT und Co. vor allem im Allgemeinen und Ungefähren stark sind, bei Spezialgebieten und Fachwissen bisher aber schwächeln. Hier liefert KI selbst bei ausführlichen Prompts oft falsche oder unvollständige Fakten, stellt fehlerhafte Zusammenhänge her, vermischt unterschiedliche Bedeutungen von Begriffen, übersieht Synonyme uvm.
KI schwächer bei Spezialthemen
Ein Beispiel aus der Verkehrstechnik: Zum Prompt „Was ist der Vorteil eines eBikes“ nennt ChatGPT acht verschiedene Aspekte – von der Gesundheit über die Umwelt bis zum Fahrspaß – die alle sinnvoll sind und als Anhaltspunkte für einen interessanten und gut lesbaren Beitrag beispielsweise zum eBike-Hype dienen könnten. Möchte ich jedoch im Kontext „Verkehrstechnik, Straßenausstattung“ einen SEO Text zum Thema Fahrradständer schreiben, etwa für einen Onlineshop aus der Branche, kann mir ChatGPT zunächst nicht weiterhelfen. Auf die Frage „Welche Arten von Fahrradständern gibt es?“ erhalte ich ausschließlich Antworten zum Ständer am Rad selbst – Seitenständer, Doppelständer, Hinterbauständer, Ansteckständer usw. Dass es jedoch eine weitere, spezifische Bedeutung des Wortes „Fahrradständer“ gibt, verrät ChatGPT nicht. Ich muss meinen Prompt mit dem Begriff „Stadtmobiliar“ anreichern, um brauchbare Ergebnisse zu erhalten – vom Anlehnbügel über den Pollerparker bis zum Radständer mit integriertem Ladegerät. Leider fehlt das durchaus gebräuchliche (Schlüssel-)Wort Einzelparker in der Auflistung – das sollte ich also schon vorher aus der Keyword-Recherche kennen.
KI plus Mensch -> bessere SEO Texte
Fazit: Brain einschalten! Wer Texte oder Textpassagen wörtlich aus KI-Systemen übernimmt, läuft Gefahr, gegen geltendes Recht zu verstoßen, falsche Fakten oder Dublicate Content wiederzugeben und so das Ranking der Site zu schwächen. Es spricht viel dafür, KI als Tool und/oder Inspiration für SEO Texte zu nutzen. Erst die persönliche, menschliche Sicht und Erfahrung, Expertise und Originalität jedoch machen Texte zum Unique Content. Einzigartiger Inhalt in einem vertrauenswürdigen Domain-Umfeld bietet nach wie vor gute Chancen auf mehr Sichtbarkeit in den SERPs.
Der Mehraufwand für den menschlichen Faktor lohnt sich besonders für spezielle Themen, Produkte und Dienstleistungen. Denn je fachspezifischer ein Thema ist, desto wichtiger ist a) ein korrekter Prompt und b) die fachliche Expertise, um das KI-Ergebnis überprüfen zu können. Gründliche Recherche und Vorabinformation sind in diesem Fall die Voraussetzung dafür, um KI sinnvoll und risikofrei nutzen zu können.
Der Text wurde ohne die freundliche Unterstützung der KI erstellt. Die Illustration ist eine KI-Kreation von Microsoft Designer.